Hufpflege: So bleiben Pferdehufe gesund
Was genau leistet so ein Pferdehuf eigentlich und welche Bedeutung hat der Huf für die Gesundheit des Pferdes? Nachlesen!
Pferdehufe sind weit mehr als nur ein Horngebilde. Der Huf Deines Pferdes ist wie ein nachwachsender Schuh. Aber was genau leistet so ein Pferdehuf eigentlich und welche Bedeutung hat er für die Gesundheit des Pferdes? In diesem Magazinartikel erwarten Dich viele Informationen und Tipps über die Pflege, die Funktion und die Rolle des Pferdehufs. Wir sind uns sicher: Umso mehr du über „das zweite Herz“ des Pferdes weißt, desto gesünder und länger wird Dich Dein Pferd durchs Leben tragen!
Wieso haben Pferde überhaupt Hufe?
Das Ur-Pferd, das Hyracotherium, hatte tatsächlich keine Hufe. Es hatte Zehen und glich eigentlich eher einem Hund. Im Laufe der Evolution wurden Pferde immer größer und schwerer und ihre Füße mussten immer mehr Last tragen. Die mittlere Zehe des Pferdes entwickelte sich über Millionen von Jahren zu einem einzigen „Hornzeh“ – der Hufe. Und wie so oft, war auch hier die Evolution ziemlich clever.
Hufe stabilisieren den Gang des Pferdes
Die Hufe halten das Pferd stabil – auch bei unebener Strecke. Dennoch sollte man nicht glauben, dass die harte Sohle gefühllos ist – ganz im Gegenteil. Vom Huf gehen einige Nerven ins Bein des Pferdes.
Die Nerven verarbeiten die des Untergrunds Impulse direkt. Der „Tastsinn“ im Huf sorgt so dafür, dass sich Sehnen, Gelenke und Bänder entsprechend stabilisieren, sobald Unebenheiten auf dem Boden auftauchen. Das ist essenziell wichtig, denn so wird Umknicken und Stolpern vermieden.
Hufe sind ideale Stoßdämpfer für Dein Pferd
Zwar wirken die Hufe Deines Pferdes auf den ersten Blick hart und starr, sind es faktisch aber nicht. Sie funktionieren viel mehr wie Stoßdämpfer. Bei jedem Auf- und Abfußen wird der Pferdehuf leicht verformt, sodass der Aufprall auf den Untergrund abgefedert wird. Das schont die Gelenke des Pferdes. Beim Auffußen wird der Huf weiter, beim Abfußen zieht er sich wieder zusammen und wird enger.
Der Einfluss von Alter, Rasse und Co.
Wie schnell die Pferdehufe wachsen, hängt vom Alter ab. Die Hufe von Fohlen und Jährlingen wachsen am schnellsten – satte 12 bis 15 Millimeter pro Monat. Die Hufe von erwachsener Pferde wachsen hingegen nur noch halb so schnell. Aber auch die Rasse spielt eine Rolle beim Hufwachstum. Araber beispielsweise haben wesentlich stärkere, dichtere und härtere Hufe als andere Rassen. Vollblüter hingegen neigen zu brüchigem Horn. Aber natürlich kann man hier nur schwer pauschale Aussagen treffen. Die jeweilige Hornentwicklung ist bei jedem Pferd individuell.
Die Tipps zur richtige Hufpfelge
Hufe wachsen – bei dem einen Pferd schneller, beim anderen weniger schnell. Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wird ein Pferd viel geritten, wachsen die Hufe vermehrt, da sie gut durchblutet werden. Gleichzeitig nutzen sie sich dann aber natürlich auch entsprechend schnell ab – vorausgesetzt, das Pferd läuft auf hartem Untergrund. Auch Alter, Haltung und Hufpflege spielen entscheidende Rollen, wenn es um das Wachstum der Hufe geht. Beschlagene Hufe wachsen beispielsweise weniger schnell als die Hufe von Barhufgängern. Dennoch: Ein gesunder Huf freut sich über den „Freilauf“. Egal ob beschlagen oder nicht: Damit die Hufe Deines Pferdes jederzeit fit und gesund bleiben, solltest du sie stets auf die richtige Hufpflege achten.
Hufe kontrollieren – jeden Tag!
Kontrolliere jeden Tag die Hufe Deines Pferdes. Schau sie Dir vor und nach dem Reiten an – kratze sie, wenn nötig auch vor dem Ritt aus, damit Dein Pferd gut auftreten kann. Nichts ist fieser als kleine Steine oder andere Fremdkörper, die in kleinen Hufrillen stecken. Einstreu und Mist sollten ebenfalls vor dem Ritt entfernt werden, andernfalls bahnen sich womöglich Bakterien die Bahn in den Huf. Diese können Strahlfäule auslösen. Strahlfäule sorgt nicht nur für einen penetranten Gestank, sondern im schlimmsten Falle auch für fiese Schmerzen und Entzündungen, die sogar lebensbedrohlich werden können. Nach dem Ritt heißt es dann: Hufpflege, also besonders gründlich auskratzen und reinigen, bevor es zurück in die Box geht.
Hufpflege: waschen und fetten
Nach dem Reiten und ersten Auskratzen heißt es für jeden Pferdebesitzer: Hufe waschen und am besten auch fetten. Dazu reinigst Du die Beine und Hufe Deines Pferdes gründlich mit Wasser und einer speziellen Bürste. Sind die Hufe abgetrocknet, werden die Kronränder der Hufe eingefettet. Hier bildet sich das neue Horn, daher braucht der Kronrand besonders viel Pflege. Gerade im Winter ist es aber auch ratsam, den gesamten Huf mit spezieller Pflege wie z.B. einer Hufsalbe oder Huföl zu versorgen, um Risse und so das Eindringen von Streusalz zu vermeiden. Qualität spielt gerade bei den Pflegeprodukten eine große Rolle. Auf unnötige Zusatzstoffe sollte Deinem Pferd zuliebe möglichst verzichtet werden.
Hufe richtig schneiden und raspeln
Wenn Pferde ohne Eisen laufen, kann der Huf brechen oder auch scharfe Kanten bilden. Diese sollten dann mit einer Raspel geglättet werden. Gerade unerfahrenere Reiter und Pferdebesitzer sollten regelmäßig, etwa alle sechs bis acht Wochen den Weg zum Hufschmied aufsuchen – auch wenn das Pferd barhuf unterwegs ist. Er schaut sich die Hufe genau an, schneidet sie und kontrolliert die Stellung des Pferdes. Sollten die Hufe übermäßig abgelaufen sein, kann es auch vorübergehend sinnvoll sein, Hufeisen anzubringen, um Lahmheit und Verletzungen zu vermeiden.
Die richtige Ernährung für gesunde Hufe
Neben der Pflege, spielt auch bei Deinem Pferd, wie bei uns Menschen, die Ernährung eine nicht unerhebliche Rolle im Bezug auf die Gesundheit und somit auf den Huf. Pferdehufe brauchen neben der richtigen Hufpflege auch verschiedene Nährstoffe, wie Zink, Biotin und Vitamin A. Aber auch Proteine – korrekt dosiert – sind eine wichtige Energiequelle. Bei einer ausgewogenen Ernährung muss kein Mittelchen speziell für die Hufe hinzugegeben werden. Oftmals und gerade bei Sportpferden kommt es aber zu Mangelerscheinungen und somit auch zu Hufproblemen. Ein Eiweißmangel kann sich schnell negativ auf das Horn des Hufes auswirken und führt zu einem langsameren Wachstum.
Kalzium und Biotin für starke Pferdeknochen – und gesunde Hufe!
Genau wie für die Knochen, Muskeln und Zähne ist Kalzium auch essenziell für das Hufwachstum. Hohe Phosphor und niedrige Kalziumwerte im Futter können zu einem Kalziummangel führen und so für schwache und brüchige Hufe sorgen. Biotin ist ein wichtiger Baustein bei einer ausgewogenen Pferdeernährung. Fehlt Biotin, wachsen Hufe sehr langsam und weniger gesund nach. Es kann also sinnvoll sein, das Vitamin als Supplementierung zu geben.
Gesunde Pferdehufe dank Zink und essenziellen Fettsäuren
Zink ist das Spurenelement, wenn es um Wachstum und Heilung von Haut und Horn geht. Es funktioniert am besten in einer Verbindung mit Kupfer. Zinkmangel entsteht meist nach einer Krankheit. Hatte Dein Pferd eine Zeit lang Durchfall oder gar eine Nierenproblematik, kann es sinnvoll sein Zink zusätzlich zu füttern, um Hufkrankheiten vorzubeugen. Der Periopol, die durchlässige Hufaußenseite Deines Pferdes, freut sich vor allem über essenzielle Fettsäuren. So wird ein Austrocknen der Hufe vermieden. Da der Pferdeorganismus Linol- und Alpha-Linolen-Fettsäuren nicht eigenständig synthetisieren kann, sollten diese mithilfe von Zusätzen dauerhaft oder als Kur gefüttert werden.
Die drei häufigsten Huferkrankungen
Leider kommt es in der Pferdehaltung trotz richtiger Hufpflege immer mal wieder vor, dass ein Pferd sich die Hufe verletzt und Krankheiten entstehen. Damit du genau weißt, welche Symptome für welche Krankheit sprechen könnten, folgen jetzt die häufigsten Huferkrankungen. Bei jeder gilt: Lieber zu früh als zu spät Tierarzt und Hufschmied informieren!
Strahlfäule
Die Strahlfäule ist eine bakterielle Infektion des Strahls. Hier siedeln sich Fäulnisbakterien im Strahlhorn an und zersetzen es. Die Strahlfäule entsteht vor allem durch mangelnde Stall- und Hufpflege. Ein unreiner, zu feuchter, zu warmer Stall sorgt für eine satte Bakterienvermehrung. Auch Pferde, die zu lange im Matsch stehen, neigen zur fiesen Strahlfäule. Man erkennt die Krankheit vor allem durch den Gestank, den sie verursacht. Der Strahl verwandelt sich in eine dunkle, schmierige Masse. Die Behandlung der Strahlfäule wird hauptsächlich durch Deinen Hufschmied durchgeführt. Dieser entfernt das faule Horn vom Huf. Danach wird der Huf täglich mit desinfizierenden Tamponaden versorgt. Dein Pferd sollte in dieser Zeit besonders trocken und sauber stehen und zusätzliche Hufpfelge erhalten.
Hufgeschwür
Hufgeschwüre sind häufige Ursachen für Lahmheit beim Pferd. Hier bildet sich zwischen dem Sohlen- oder Wandhorn und der Huflederhaut eine eitrige Entzündung. So ein Geschwür kann durch eingetretene Steine oder längeres Stehen im Matsch entstehen. Nicht immer sind äußere Einflüsse ursächlich. Auch Krankheitserreger, die z. B. durch eine Hornkapselschädigung in den Huf eindringen, verursachen gerne mal schmerzhafte Abzesse. Ein Hufgeschwür macht sich durch plötzliche Lahmheit und fühlbare Wärme sowie Pulsation bemerkbar. Jetzt heißt es: Schnell den Tierarzt kontaktieren. Dieser prüft, ob tatsächlich ein Hufgeschwür vorliegt, öffnet den Eiterherd und versorgt den Huf mit einem Hufverband. Und dann? Hufpflege! Tägliches desinfizieren.
Hornspalten und Hornsäulen
Hornspalten sind Längsrisse im Huf und zählt zu den häufigen Huferkrankungen. Sie gehen vom Trag- oder vom Kronrand entlang über den Huf. Oftmals sind fehlende oder falsche Beschläge ursächlich für die Risse. Sie können aber auch durch übermäßige Belastung oder eine generell schlechte Hornqualität des Hufes entstehen. Die schlechte Nachricht: Ist das Horn einmal gespalten, wächst es nicht wieder zusammen. Um die beste Therapie zu finden, wird der Pferdehuf geröntgt. So kann der Tierarzt die Tiefe des Risses feststellen. Im Anschluss schneidet er den Huf an dieser Stelle entsprechend aus, stabilisiert ihn und es heißt Ruhe, bis der Spalt herauswächst. Hornsäulen sind leider häufige Konsequenz aus Hornspalten. Es handelt sich um eine Wandhornauswölbung, die im inneren des Hufs entsteht. Aber auch Hufabzesse oder Kronentritte können Hornsäulen begünstigen. Hornsäulen werden meist chirurgisch behandelt, um Platz für gesundes Horn zu schaffen. Oft wird auch die beschädigte Lederhaut und ein Teil des Knochens entfernt. Im Anschluss wir der Huf mit einem Beschlag entlastet und zusätzliche Hufpflege angewandt.
Hufeisen – ja oder nein?
Viele Reiter fragen sich: Sollte ich mein Pferd beschlagen lassen oder bleibt Snowflake lieber Barhufler? Gesunde Hufe kommen ohne Eisen aus – so viel steht fest. Ob der Huf also mit Eisen beschlagen werden muss, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Bestimmte Krankheiten machen einen Hufbeschlag notwendig. Wenn du den Eindruck hast, dass Dein Pferd womöglich einen Hufbeschlag benötigt, sprich mit Deinem Tierarzt. Dieser wird Dir vermutlich verschiedene Optionen vorschlagen, nicht immer muss es direkt das Eisen sein. Oftmals reicht ein temporärer Hufschuh bereits, vorübergehende Schmerzen schnell in den Griff zu bekommen.
Wann ist ein Hufeisen sinnvoll?
Vor allem Pferde, die im Pferdesport eingesetzt werden, benötigen unausweichlich Hufeisen. Springreiten, Vielseitigkeit, Fahrsport – hier ist die Hufbelastung besonders immens. Das Horn der Hufe würde viel zu schnell abgenutzt und könnte gar nicht so schnell nachwachsen. So würden schlimme Entzündungen und Lahmheit nicht lange auf sich warten lassen. Beim Springsport gibt es Hufeisen, die zusätzlich mit Stollen ausgestattet werden können. So ist das Pferd je nach Bodenbedingung perfekt ausgestattet. Ein guter Beschlag kann Fehlstellungen leichter korrigieren als eine Bearbeitung des natürlich Hufhorns dienen. Letzteres läuft sich auch viel schneller ab als das Eisen. Hufeisen eignen sich daher hervorragend, um eine Entlastung von Sehnen und Bändern zu ermöglichen. Die Art und Weise des Beschlags beeinflusst dann auch die Art und Weise des Abrollens. So können Verletzungen geschont oder sogar vermieden werden.
Nachteile von Hufeisen
Ein entscheidendes Risiko: Die Wahrscheinlichkeit für eine Verletzung ist mit Hufeisen leider höher als ohne. In vielen Ställen, in denen Tiere in der Gruppe gehalten werden, sind Hufeisen untersagt. Die Verletzungen, die beim Austreten gegenüber Artgenossen entstehen, sind mit Hufeisen oftmals heftig. Auch die Kosten dürfen nicht unterschätzt werden: Alle sechs bis acht Wochen müssen die Pferdehufen neu beschlagen werden – das geht ganz schön ins Geld. Zwischen 80 und 150 Euro pro Besuch beim Hufschmied sind vollkommen normal. Meistens kommt man jedoch nicht drumherum, denn viele Pferde empfinden harte und unebene Untergründe als schmerzhaft.
Hufeisen bringen Glück – oder?
Zumindest dachte man das früher. Die Menschen wussten nicht, dass sich in der obersten Hornschicht des Hufes keine Nerven befinden und das Anbringen der Hufe ihnen somit keine Schmerzen zufügt. Man nahm also an, dass Hufeisen etwas Magisches haben mussten. Gleichzeitig war Eisen ein überaus wertvolles Material – fand man ein Hufeisen, war dies folglich eine doppelt glückliche Fügung. Dem Hufeisen wurde nachgesagt, dass es Krankheit und Unglück von Haus und Familie des Besitzers abwenden würde. Daher hängen Hufeisen bis heute über den Haustüren. Eine zweite Sage beruht auf der Geschichte, dass der heilige Dunstan die Füße des Teufels unter Schmerzen beschlug und erst aufhörte, als der Teufel schwor, die Menschen, die Hufeisen besitzen, von Unglück zu verschonen.